DPF Differenzdruck rätselhaft

  • Hallo,


    V70 III, 2.0D, 2010, 280.000 km mit dem Symptom zu häufiger Regeneration, keine Fehler mit Vida/Dice gelesen, keine Ölverdünnung. Bei 250.000 km DPF, grundüberholte Injektoren, AGR, Druck- und Temperatursensor gewechselt, folgt den Empfehlungen hier im Forum und den Herstellerangaben zur Haltbarkeit des DPF, also quasi vorbeugend ohne Anlass, Fahrprofil fast nur Autobahn bei 120 km/h und 60.000 km/Jahr.


    Seit dem Corona-Homeoffice Mitte März regeneriert der DPF statt bei 1.000 km bereits ca. alle 100 km. Also seit Corona abgestellt ohne Auffälligkeiten, eine Woche später (nur 1Mal/Woche noch Büro) geht es alle 100 km los, wie immer fasst nur Autobahn, ca 100 km am Stück. Zunächst fiel mir auf, dass die Regeneration fast immer an einer Autobahnausfahrt kurz vor dem Ziel aktiviert wird (Corona und dann auch noch Regeneration immer an der selben Stelle, ich bin nicht abergläubisch). Nächste Erkenntnis, die Regeneration wird immer ausgelöst, wenn ich den Tempomat deaktiviere und der Wagen über den Motor schiebt, beim Einbiegen auf die Landstrasse kriege ich die erhöhte Drehzahl, geänderten Klang und ruckeligere Gasannahme mit.


    Also wird jetzt gemessen: Car Scanner (App mit Viecar BT-Adapter) liefert ein zunächst unauffälliges Bild. Die Werte im Leerlauf, bei versschiedenen Drehzahlen und unter Last liegen im Bereich der im Netz nachzulesenden Werte für einen noch nicht voll beladenen/regenerierten DPF. Allerdings ändert sich der Differenzdruck im Leerlauf unabhängig von der Temperatur des DPF, geht von kalt = 0 hPa auf 12 nach kurzer Autobahnfahrt und auf 8 hPa nach 5 Minuten im Stand wieder runter, die Temperatur des DPF ändert sich dabei nicht und liegt bei ca. 200°C, diese Werte sind allerdings in der Größenordnung ok, also spricht das auch nicht gegen den Druckgeber, sowohl mit Vida/Dice als auch App wechselweise gemessen.


    Das Rätsel: Wenn ich vom Gas gehe, oder den Tempomat ausschalte, schießt der Differenzdruck in die Höhe von fast 90 hPa und übersteigt bei 0 Gaspedal den Wert für ca. 2100 rpm unter Last, liegt so bei 55 hPa oder höher, je nach Beladungszustand des DPF. Genau in diesem Moment startet die Regeneration, abzulesen über die App oder später auch mit Vida. Die Regeneration ist nach ein paar Minuten wieder vorbei, also erheblich kürzer als bei den 1.000 km Regenrationen.


    Wie kann sich der Druck vor dem DPF bei Schub derart erhöhen, oder nimmt der Druck hinter dem DPF so stark ab (Differenzdruck)? Wenn ich in den Leerlauf gehe, direkt nach Tempomat aus, fällt der Druck sofort auf um und bei 10 hPa. Der Verbrauch geht im Schub auch sofort auf 0. Im Netz habe ich keine Hinweise gefunden. Wie gesagt, dieses Verhalten trat von einem Moment zum nächsten, ohne irgendwelche anderen Auffälligkeiten plötzlich auf (Dinge gehen auch plötzlich kaputt ist klar).


    Grüße Martin

  • Danke für eine erste Einschätzung per Bauch. Nach 1 Woche Standzeit im März beim ersten Auftreten muss da ja irgendwas jetzt anders sein.


    Das Problem ist exotisch, nichts zu finden in den einschlägigen Foren.


    Nochmal mit wenigen Worten, Situation als Beispiel: Bei 2000 rpm und Motorlast = 0 ist der Differenzdruck höher als unter Last bei Tempo 120 km/h auf der Bahn. Das interpretiert das Steuergerät als DPF der regeneriert werden muss. Das tritt auf, wenn man nach längerer Fahrt auf der Bahn ganz vom Gas geht. Gestern wieder 2 Mal, 100 km hin, 100 km zurück, Regeneration dauerte jeweils 4 Minuten.


    -Spinnt das Steuergerät? Morgen wird bei Volvo ein Reset gemacht und die aktuelle Software installiert. Das AGR (schau an) soll per Vida adaptiert werden, kann ich im Zweifel noch hinterher.
    -Oder spinnt der Drucksensor?
    -Oder liegt ein mechanischer Defekt vor, der den Differenzdruck so in die Höhe treibt. Wie soll man sich das physikalisch vorstellen, keine Verbrennung, kein Turbo, wo soll der Druck herkommen?


    Ich las in einem anderen Thema über einen neuen Drucksensor, der als defekt bezeichnet wurde. Die aktuellen Drucksensoren für den D4204T brauchen auch eine aktuelle Software, sonst werden sie nicht richtig erkannt, nur noch mit Piezosensor. Der Sensor meldet dann permanent 0 hPa, irgendwann meldet das MSG dann den Fehler mit unplausiblen Drücken und zeigt das OBD Symbol, hoffentlich rechtzeitig bevor der DPF richtig voll ist und es den Turbo killt.


    Grüße Martin

  • Hallo, Differenzdruck-Blog-Fortsetzung mit interessantem Hinweis:


    Die Volvos fanden eine aktuelle Software vor und keine Fehler, haben keinen Reset gemacht, kennen so einen Fall noch nicht und haben allerdings auch nichts berechnet.
    Ich habe dann selber die Adaptation des ECM zurückgesetzt, EGR adaptiert, EGR-Werte angezeigt, reagiert sofort auf Lastwechsel, ich wüsste aber auch nicht wie ein klemmendes EGR aussieht, angezeigt werden wohl die Werte der Steuerung, nicht die der tatsächlichen Stellung?!


    Dann ist mir beinahe zufällig aufgefallen, dass Car Scanner (App) alle ausgewählten Parameter auch speichert und sie dann mit einem Diagramm dargestellt werden können. Ich bin gestern eine längere Strecke mit ca. 6 Stunden Pause dazwischen gefahren und habe zwei Regenerationen erlebt, einmal nach 118 km und das zweite Mal nach 78 km.


    Das Ergebnis ist in den beiden Abbildungen dargestellt. Offensichtlich haut der Sensor ab irgendeinem Zustand oder Zeitpunkt extrem hohe Differenzdrücke raus. Wir haben uns die Uhrzeit jeweils gemerkt wenn mit Car Scanner die Regeneration angezeigt wurde. Die passt zu den mit einem Pfeil gekennzeichneten Peaks. In beiden Situation bin ich auch vom Gas gegangen, der für mich unplausible Anstieg des Differenzdrucks bei Schubbetrieb löst die Regeneration nicht aus, möglicherweise tickt der Sensor in dieser Situation aber aus, anschließend haut er noch öfters Extremwerte heraus. Wenn regeneriert wird, kehrt sich das Phänomen mit dem ansteigenden Druck um, gehe ich vom Gas, sinkt der Druck auf den Leerlaufwert, verrückt. Bei der Rückfahrt fängt er schon eher zu spinnen an, schneller warm? Bei der Hinfahrt geht es 45 Minuten ganz normal zu. Kein Wunder, dass man nix findet, wenn man den Wagen 10 min warm fährt und dann die Werte ausliest.


    Ich nehme an, dass der Sensor ab einer bestimmten Temperatur nicht mehr sauber arbeitet, das hat nichts mit einer Entfernung (100 km) oder dem DPF zu tun. Vermutlich hat er über den Winter nie wirklich so gezickt, dass es mir aufgefallen wäre. Ab März wurde es halt wärmer. Also erstmal muss ein neuer Differenzdrucksensor her. Ich bin schon mal erleichtert, dass sich hier nicht irgendeine teure Komponente des Motors verabschiedet hat, Zusammenhang mit DPF die üblichen Verdächtigen: Injektor, Turbo etc.


    Grüße Martin

  • Hallo,


    der Sensor war es nicht, nach wie vor dem Tausch ist bei ca. 100 km Regeneration angesagt. Meine optimistische Einschätzung kassier ich gleich mal wieder ein. Ich habe auf 31 km zweimal Vollgas gegeben, beim zweiten Mal ist er nach ein paar Sekunden Beschleunigung in die Regeneration gegangen und hat DPF voll.... Handbuch etc. angezeigt. Der Druck ging bis auf 50 kPa, also weit jenseits von.... anschließend zu Ende regeneriert, Meldung wieder weg. Wenn das stimmt, erstickt er an Ruß bei Last und dann haben wir sie wieder, Injektoren, Turbo... Leistung ist da, Verbrauch ist "normal".


    Grüße Martin

  • Moin,


    die Injektoren! Von Fredy oft in Verdacht genommen...
    Generalüberholt, warum also wechseln? Unspezifische Symptome, keine Fehler, unauffälliger Verbrauch (Täuschung!). Dennoch einfach weiter nach Liste abgearbeit und für ca 1100,- € neue Injektoren geordert, die gibt es inzwischen als kompletten Satz 4 Stck. original von Volvo mit Leitungen in PL oder GB für unter 900,- € (noch vor einem Jahr ruft Volvo über 800,- € für 1 Neuteil auf).
    Danach zwischen der Regeneration von 50 auf über 500 km, Regeneration nur noch wenige Minuten (eigenartig?) Verbrauch um 0,5 L runter. Die generalüberholten Injektoren beim Diesel Service reklamiert. Kamen als fehlerfrei zurück, wurden aber nur auf Lecköl getestet, das ist zu dünn. Das sagt also nicht alles wenn es um Verschleiß geht. Denn: https://www.meyer-parts-german…/#cc-m-product-7439700861

    Zitat

    Instandsetzung durch nicht freigegebene Ersatzteilversorgung nicht möglich.

    Wenn das stimmt, gibt es keine generalüberholten VDO-Injektoren (?), die sind minimal geprüft und gereinigt, aber nicht wie neuwertig.
    Die neuen sind Class 5, vorher war Class 6, geht problemlos. Mit Vida auf 5 umgestellt, für eine Probefahrt ging es auch ohne Vida.
    Das Verhalten beim Auslösen der Regeneration ist unverändert rätselhaft, darauf hatten die Injektoren offensichtlich keinen Einfluss. Verbrauch ist bei 5,6 l/100 km, läuft top und das bei 285.tsd km. Dennoch will das Steuergerät weit vor dem normalen Intervall zum Service, schon 3 Mal, ohne Fehler in Vida, auch eigenartig.


    Grüße
    Martin

  • Freut mich zu hören dass das Problem doch so einfach zu beheben war.


    Das Problem bei "überholten" Injektoren ist in der Tat, dass fast NIE ein neuer Düseneinsatz reinkommt. Dort ist aber im Injektor der größte mechanische Verschleiß.
    Irgendwann spritzt auch ein CR Injektor nur noch nen Strahl in den Motor statt zu zerstäuben, das hat extrem viel Ruß zur Folge.


    Man kann, wenn man das von Anfang an bei neuen Injektoren macht, diesen Verschleiß minimieren. Dazu gibt man bei jeder Tankfüllung 0,2-0,4l 2 Takt Öl zum Diesel dazu. Das schmiert nicht nur die CR Pumpe und verhindert dort Spahnbildung (klappt das wohl auch bei dem Typen in Berlin?), sondern schmiert auch die Düsennadel im Düsenkörper.


    Was wird bei generalüberholten Injektoren geprüft?


    1. Rücklaufmenge. Darf nicht unter Wert x und nicht über Wert y liegen.
    2. maximalen Druck in den Injektor und mehrfach öffnen, anschließend zu lassen und Druck 3-5 min anstehen lassen. Es darf unten kein Tropfen an der Nadel entstehen und es darf natürlich auch nichts raus laufen.
    3. äußerliche Reinigung im Ultraschallbad.
    4. Ggf. Austausch des Magnetventils bzw. Piezoelementes.



    Firmen die was auf sich halten, und seit den 50ern-70ern Dieseltechnik machen, tauschen auch die eigentliche Düse aus und prüfen im Innenleben die Feder und tauschen auch die ggf aus.
    So wirklich groß von den alten Düsenhalterkombinationen der Ur-Diesel unterscheidet sich ein CR Injektor nicht wirklich.
    Der Druck ist um ein Vielfaches höher, geöffnet wird nicht über Druck sondern elektrisch über ein MV oder einen Piezo (erheblich schneller als MV, bei Volvo aber erst ab 2008 bzw bei den Renaultdieseln ggf auch früher) und es ist keine Zapfendüse mehr sondern meist eine Lochdüse (ähnlich wie bei den alten TDI)


    Dummerweise sterben diese alten Firmen nach und nach aus. Dann kann man nur mehr kaufen, oder hoffen das man irgendwo die Werkzeuge für ne Instandsetzung ergattert.


    Gruß
    Fredy
    PS. Das mit dem Service sollte sich in den nächsten 15-20tkm geben. Er hat im Langzeitspeicher halt noch drin das er sehr oft und lange regenerieren möchte, dann braucht er öfter frisches öl

    Ein Volvo fährt ewig und drei Tage, ein Volkswagen fährt drei Tage und steht ewig in der Werkstatt

  • Danke, wieder was gelernt. Das Steuergerät hat also keine Störung, sondern denkt mit. Ich habe nach dem ersten Mal einen Ölwechsel machen lassen, außerhalb des Wechselintervalls. Leider kennen sich meine Werkstatt und Volvo in der Nähe mit solchen Feinheiten nicht aus.


    Ich überlege jetzt was ich mit den "generalüberholten" Injektoren mache, vielleicht finde ich ja einen Betrieb der die verschlissenen Teile ersetzt, kann ich mir dann für später in den Keller legen. Verkaufen wäre moralisch nur möglich als defekt. Und überhaupt, die waren alle noch als Class 6 wie original gekennzeichnet, dass alle vier die Class behalten ist wohl wenig wahrscheinlich nach dem Tausch elementarer Teile, nun ja.


    Grüße
    Martin

  • das siehst du richtig.
    Wenn Düseneinsätze getauscht werden ändert sich die Klasse.
    Die neue Klasse muss dann aber auf den "neuen" Injektoren gekennzeichnet werden.


    Diese ermittelt man anhand der Einspritzmenge. Differenz zwischen vor und Rücklauf.
    Anhand der Klasse weiß das MSG auch wie es die injektoren ansteuern muss.
    Denn beispielsweise ein Klasse 1 Injektor spritzt pro Öffnung für x Millisekunden weniger ein als beispielsweise ein Klasse 4.


    Und auch wenn das MSG es hergibt, so sollte man immer versuchen alle Injektoren von der selben Klasse drin zu haben.


    Gruß
    Fredy

    Ein Volvo fährt ewig und drei Tage, ein Volkswagen fährt drei Tage und steht ewig in der Werkstatt