B18 Motor meiner Amazone klappert

  • Hallo aus dem Ländle,


    seit letztem Wochenende klappert der Motor meiner Amazone ;(


    Ich rechne schon mit dem schlimmsten...


    Aber der Reihe nach... ich fahre mit 110 über die Landstrasse, dann ein kurzes "verschlucken" und dann... es klappert.
    Schwierig zu beschrieben, aber klar mechanischen Ursprungs.


    Also sofort Motor aus, Auto abgeschleppt.
    Ich habe dann den Keilriemen demontiert, Abdeckung vom Kopf runter und Zündkerzen raus.
    An den Ventilen sehe ich von oben keine Beschädigungen.


    Habe den Motor dann mit dem Starter ohne die Kerzen durchgedreht und keine Geräusche feststellen können.


    Werde heute noch mit einem Endoskop mal durch die Kerzen schauen ob ich dort was sehe.


    Nun meine Fragen:


    Wie soll ich in der Fehlersuche weiter vorgehen?
    Welche Werkstatt/Spezialist ist im Raum 73614 Schorndorf zu empfehlen?


    Danke schon mal vorab


    Grüße
    Calliou

  • mit 110 über die Landstrasse, dann ein kurzes "verschlucken" und dann... es klappert.
    Schwierig zu beschrieben, aber klar mechanischen Ursprungs.

    Hallo Calliou.
    Klingt erstmal nicht gut.
    Öl und Öldruck sind /waren in Ordnung - funktioniert die Kontrollleuchte? - Prüfen: Leuchte sie wenn der Motor steht?
    Durchdrehen ist nach einem solchen Problem besser erstmal mit Hand - Schlüssel am der Kurbelwelle.


    Wenn der Ölstand unter min. war kann es sein das die Pumpe Luft gesaugt hat (länger Kurve),
    denkbar ist aber auch das er zu heiß geworden ist (Abmagerung, Zündung) und ein Kolbenklemmer das "Verschlucken" war.


    Mit dem Endoskop müssten die Zylinderwandungen genau angeschaut werden - ein leichter Klemmer ist nicht so gut zu sehen und dann kannst du hoffen, Öl in den Brennraum und vorsichtig durchdrehen.
    Sichtprüfung mit Endoskop kann aufschlussreich sein.


    Ist C0 kürzlich gemessen worden oder sogar gerade eingestellt worden? Andere Zündkerzen, Verteiler eingestellt?


    EDIT: Stirnräder - mit Lastwechsel gefahren? Es könnten an den Stahlrädern (lauter) Zähne ausgebrochen sein... - Prüfen der Steuerzeiten: 1 Zylinder auf OT und Kipphebel auf Spiel prüfen.


    Gibst du dann bitte eine Rückmeldung und beschreibst was du mit dem Endoskop siehst?
    Gruß
    Jörn
    Unter dem Ventildeckel/-haube sieht man nur die Kipphebel und etwas von den Ventilköpfen.

  • Eins der Stirnräder beim Amazon ist aus Novitex oder so. Das bricht aus, nicht das Stahlrad.


    Riemenscheibe ab, Stirndeckel ab, kontrollieren.


    Vorher:


    -Gasgestänge und Ansaugtrakt genau kontrollieren, ist da was auseinandergefallen oder fehlt was?


    -Kerzen genau begutachten, ist vielleicht eine der Masseelektroden ganz oder teilweise weg?


    -Kompression messen, wenn gut, weitermachen, sonst erst Ventiltrieb kontrollieren.


    -Verteilerkappe mal abnehmen, gucken ob da was auseinandergefallen ist, Welle auf übermässiges Spiel prüfen


    -Benzinpumpe abschrauben und Hebel kontrollieren


    -In jedem Fall: Öl ablassen und auf metallische Rückstände kontrollieren. Wenn dunkle Kunststoffähnlich Brocken mit herausfallen -> ziemlich sicher Stirnrad. Öl ablassen NICHT vor der Kompressionsmessung.


    -Läuft er noch auf allen vier? Wenn nicht, Ventildeckel ab und erstmal die Kipphebel kontrollieren. Könnte ja einer gebrochen sein, wär nicht das erste mal. Dann mit offenem Deckel Motor von Hand durchdrehen und kontrollieren, ob alle Stößelstangen hochkommen und die Kipphebel betätigen. Wenn nicht: Kipphebelwelle abschrauben, Stößelstangen entnehmen und die Stößel mit einer langen Telefonzange oder Magneten rausnehmen. Auch die können sich mal zerlegen. Fall nicht, Motor durchdrehen und mit einer Lampe in den Stößelkanälen mal die Nocken begutachten. Veilleicht eine gebrochen?


    -jetzt Stinräder kontrollieren!



    Wenn sich im Öl metallische Rückstände befinden, der Ventiltrieb gut ist aber die Kompression schlecht sollte in jedem Fall der Kopf runter. Danach kann man entscheiden ob der ganze Motor raus muss.


    Normal würde ich bei Klappern auf Pleuellager setzen, aber das ist Kaffesatzleserei, ausserdem ist die Geschichte mit dem Aussetzer vor dem Klappern etwas skurril. Es soll aber auch schon gebrochene Stirnräder gegeben haben, die den Stirndeckel zerstört haben.

  • Hallo
    http://www.networksvolvoniacs.…_erneuern_B18_/_B20_/_B30
    Eins der Stirnräder kann aus Novotex sein - muss aber nicht.
    Die Brocken kommen nur mit Glück beim Ölwechsel heraus, vielleicht nach weiteren 1000 km wenn die Stirnräder schon lange gewechselt wurden.

    Normal würde ich bei Klappern auf Pleuellager setzen

    aber nicht so schnell oder er hat es vorher nicht gehört.


    -Kerzen genau begutachten, ist vielleicht eine der Masseelektroden ganz oder teilweise weg?

    und das macht dann Klapper- Geräusche?


    Wenn sich im Öl metallische Rückstände befinden, der Ventiltrieb gut ist aber die Kompression schlecht sollte in jedem Fall der Kopf runter

    Warum? Oder, was ist dann die Begründung den Kopf zu demontieren? Soll der Abrieb von den Zylinderwandungen sein?
    Wohl eher von den Bundmetalllagern und die sind bei dem Motor so überdimensioniert das sie nur durch längeren Ölmangel beschädigt werden (bei Leistungen < 120PS).


    Ich empfehle in dem unbekannten Zustand keine Kompressionsmessung zu machen. Erst die Steuerzeiten abgleichen.
    Gruß
    Jörn

  • Stahlräder fährt ausser im Rennsport keiner. Die machen ziemlichen Krach, deswegen hat der B30 auch einen deutlich dickeren Stirndeckel. Ausserdem gehen die quasi nie kaputt. Die Aluräder gibts noch nicht sooo lang, das ein Zerschossenes wahrscheinlich wäre. Die Brocken landen im Übrigen recht schnell in der Ölwanne, lässt sich auf dem Bild in dem Link von dir recht gut erkennen. Novotex klopft mehr dumpf, als es klappert, wenn es defekt ist. Wenn ausgebrochen, muss auch die Wanne ab. Serienmässig gab es in B18/20 nur Novotex, wenn auch die meisten mittlerweile sicher mit mindestens dem fünften rumfahren.


    Eine abgefallene Masseelektrode kann sehr wohl Krach machen. Mehrfach erlebt. Die Kolbenringe mögen die garnicht, Kolbenböden, Zylinderwände, Ventile und Kopf auch nicht. Ich hätte vor zwei Wochen mal ein Foto von dem demontierten B18-Kopf mit den vielen Spuren von Ventil- und Kerzenresten machen sollen...
    Solche Schäden entstehen sicher nicht geräuschlos.


    Sicher sind Pleuellagerschäden selten. Heisst aber nicht, das sie ausgeschlossen sind. Auto und Material sind bei weitem alt genug.


    Kopf runter, weil dann ziemlich wahrscheinlich sich entweder ein Ventil oder die Kolbenringe verabschiedet haben. Wenn, Zitat: schlechte Kompression, metallische Rückstände im Öl und Ventiltrieb heile ->
    Reste eines Ventils, einer Kerze, Kolbenring, Lager....


    Lässt du dann den Kopf drauf? Wohl kaum...


    Es gibt auch noch die Variante eines gebrochenen Nockenwellenführungsflanschs. Sollte der noch (wie original) aus Messing sein, sind meist Rückstände im Öl zu sehen. In dem Fall sind Stirnräder und Stößel meist in Mitleidenschaft gezogen und sollten mitgewechselt werden. Die Nockenwelle verändert dann beim Wandern durch die Schrägverzahnung die Steuerzeiten und kann möglicherweise am Stirndeckel schleifen- Gut möglich, das man das aber beim Steuerzeiten überprüfen nach deiner Methode überhaupt nicht bemerkt, weil sie zufällig richtig liegt.



    Es lohnt kaum, hier was zu schreiben, weil es von immer denselben in Frage gestellt wird. Da mag man noch so kompetent sein.

  • Nach langer Zeit...


    Vielen Dank für die Tips oben.


    Ich wollte nun mal schreiben, was der Grund war und was im letzten halben Jahr passiert ist.


    Wie einige geschrieben hatten erstmal Kopf runter... und siehe da am Kolben von Zylinder 3 waren Einschläge zu sehen.
    Meine Amazone hatte also irgend etwas verschluckt.
    Was weiss ich bis heute leider nicht. Die Zündkerze war auf jeden Fall heil.


    Dann also raus mit dem Motor und zerlegen.
    Alle beweglichen Teile waren nach dem Vermessen in nahezu Neuzustand, so dass ich alle Lager wieder verwendet habe.


    Zylinderlaufflächen wurden mit Flexhone-Bürsten "nachgehont" und die Kolben bekamen neue Kolbenringe.
    Den am oberen Rand beschädigten Kolben habe ich vorsichtig mit der Feile aufgearbeitet und auf mögliche Metallpartikel penibelst untersucht.
    Ventile überholt und neu eingeschliffen... zusammengebaut und läuft seitdem super.


    Schönes WE und allzeit gute Fahrt
    Thomas

  • Den am oberen Rand beschädigten Kolben habe ich vorsichtig mit der Feile aufgearbeitet und auf mögliche Metallpartikel penibelst untersucht

    und alle Kolben gewogen und auf das gleiche Gewicht gebracht?


    Flexhone-Bürsten "nachgehont

    Mit der Handbohrmaschine und dann schön gleichmäßig auf und ab für einen schönen Kreuzschliff :-).


    Ventile überholt

    Das heißt - neu oder kurz die Dichtfläche gefräst oder nur den Schaft und Teller gereinigt?


    Schön wenn er jetzt ruhig läuft.


    Gruß
    Jörn

  • ja klar. Alle Kolben mit den neuen Ringen gewogen und abgestimmt!


    Flexhonebürste mit dem Akkuschrauber "gebürstet. Braucht einen ziemlichen Vorschub um den Kreuzschliff zu erzeugen.


    Einlassventile sauber gemacht und Dichtfläche geschliffen.
    Auslassventile neu
    Sitze im Kopf gefräst