Volvo 244 GLE Wiederbeleben

  • Hallo zusammen,
    eine Bekannte von mir hat bei sich noch einen Volvo 244 GLE stehen (2,1 Liter, 122 Ps, Automatik, Klimaanlage ca. 220 000 km, Limousine)
    Das Fahrzeug steht schon 20 Jahre in der Garage.
    Meine Frage wäre zunächst, wie die Fahrzeuge gehandelt werden, also wenn sie so wie dieser gestanden haben oder auch, wenn sie schon überholt wurden, ich habe nämlich gehört, dass gute 2er seit einigen Jahren im Wert steigen und möchte das gerne überprüfen (das bedeutet jedoch nicht, dass ich mir nicht im Klaren bin, dass es bis dahin ein weiter Weg sein wird).
    Ich finde den Wagen allein optisch Weltklasse. Die Frage wäre jetzt, wie man den am besten mal aus dieser Garage raus geschoben bekäme.
    Die Hinterräder sind selbst bei der N-Stellung des Wählhebels fest (getestet mit hochgeschraubtem Wagenheber), Handbremse war die ganze Zeit angezogen, aber der Hebel ließ sich bewegen, nur wahrscheinlich sitzt sie dennoch fest.
    Hat der für die Handbremse eine eigene Trommel oder wie sieht das aus?
    Gibt es da typische Vorgehensweisen bei dem Wagen, wie würdet ihr das machen?
    Ansonsten würde mich mal interessieren, was ihr mir allgemein zu dem Modell sagen könnt, also wie solide die sind, wie aufwendig es ist, den Motor zum Laufen zu kriegen, usw...



    Gruß,
    raffa1212

  • Hallo Raffa1212,


    du bist im falschen Unterforum - macht aber nichts. _g


    1. Aus der Garage nur mit Gewalt, die Bremsen sind festgegammelt - Haken an die hintere Schleppöse / Agrarhaken und mit anderem Wagen heraus ziehen
    2. Bremsen, Flüssigkeiten = tot
    3. Kühler checken, Zündkerzen + Geschirr neu machen, Tank abbauen und reinigen = besser neu da billiger 149 EUR bei Skandix --> auftanken
    4. neuen Luftfilter, alle Flüssigkeiten wechseln
    5. Wagen starten
    6. Fotos posten

  • Moin, moin,
    Hoffentlich ist der Steuerkolben des Kraftstoffmengenteilers nicht
    fest. Wäre bei der Standzeit kein Wunder.
    Ich würde kontrollieren, ob die Stauscheibe gangbar ist.
    Ganz wichtig:
    Alten Kraftstoff raus und sicherstellen, das im Tank kein Rost
    Ist. Kraftstoffilter wechseln.
    System mit neuem Kraftstoff befüllen, nen halben Liter Zweitaktöl
    für die Schmierung der K-Jetronic mit rein geben.
    Wichtig : sauber arbeiten. Wenn Du Rost oder Dreck in die K-Jetronic
    Hinein bekommst, hast Du ein Problem, was mit sehr viel Arbeit und hohen
    Euro Beträgen zu tun haben kann.


    Grüße Bromsvätska

  • Moin,


    wenn der Wagen 20 Jahre nicht bewegt wurde, würde ich vor einem Startversuch die Zündkerzen raus nehmen, einige Tropfen
    dünnflüssiges Öl in die Zylinder geben und dann von Hand durchdrehen, damit sich das Öl verteilt.


    Das kann helfen, zu verhindern, dass die fest sitzenden Kolbenringe Spuren an den Zylinderwandungen hinterlassen.
    Was sich sonst negativ auf Kompression und Ölverbrauch auswirken könnte.


    Die festsitzenden Bremsen hinten kann man evtl. lösen, wenn man in der Garage das jeweilige Rad abnimmt, das
    Handbremsseil von hinten bewegt und einige Hammerschläge auf die Trommel für die Handbremse gibt.
    Eventuell lösen sich die Beläge. Auch die Scheibenbremsbeläge kann man vorsichtig mit einem geeigneten Hebel
    etwas zurück drücken. Vielleicht wird er dann schon wieder rollfähig.


    Viele Grüße
    Ralf

  • ...wenn der Wagen 20 Jahre nicht bewegt wurde, würde ich vor einem Startversuch die Zündkerzen raus nehmen, einige Tropfen dünnflüssiges Öl in die Zylinder geben und dann von Hand durchdrehen, damit sich das Öl verteilt....

    Und vor dem eigentlichen Anlassen macht es Sinn, den Motor bei ausgebauten Kerzen mit dem Anlasser durchdrehen lassen, bis die Lager usw. mit Öl/Öldruck versorgt sind.


    Viele Grüße, Jörg


    Edit: Falls sich der Motor zunächst gar nicht von Hand drehen lässt, muss der nicht „total“ fest sein. U.U. hilft es, ein paar Tage Kriechöl (WD40 o.ä.) einwirken lassen und dann an Kurbelwelle hin- und her- „wackeln“, um ihn zu lösen.

  • Wenn man dann den ersten Startversuch wagt, sollte man alle Benzinschläuche (vor allem natürlich im Motorraum) im Auge behalten. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Kraftstoff nach außen "verteilen", ist relativ hoch.


    Überhaupt gehe ich davon aus, dass wir ertsmal nur von einer allerersten vorsichtigen Bestandsaufnahme reden, und das Fahrzeug so gar nicht oder nur sehr kurz bewegt wird.


    Viele Grüße, Jörg

  • Der 244 GLE war schon eine der Spitzenversionen des Modells 240 und ist heute extrem selten. Daher grundsätzlich erstmal absolut erhaltenswert.


    Trotzdem würde ich im vorliegenden Fall nicht den zweiten und dritten Schritt vor dem ersten machen! Würde zunächst erstmal nichts weiter machen, als den Wagen mit einem anderen Fahrzeug aus der Garage "mit sanfter Gewalt" rauszuziehen. Danach in Ruhe den Karosseriezustand genauestens checken! Massive Rostschäden sind leider typisch für diese frühen Baujahre des Modells 240.
    Wenn dieses Exemplar auch schon mehr oder minder starke Rostprobleme hat, würde ich beim Tank, bei der Bremse, bei der Einspritzung, ... gar nicht weiter tätig werden. Lohnt sich dann nicht; die Karosseriesanierung mit Lackierarbeiten wird viel zu teuer.
    Denn lieber das komplette Teil, so wie es ist, für kleines Geld an einen Enthusiasten oder an einen Ausschlachter verkaufen.


    Iceman

  • Bitte nicht Gewalt heraus ziehen - einfach die Räder nach einander ab und mit dem Hammer auf die Trommeln schlagen bis sich die Handbremse löst, irgendwann kommt sie. Sonst die Trommeln warm machen und weiter mit dem Hammer.
    Wenn du das nicht machst und sich nur ein Rad löst, drehst du die Ausgleichsräder der Differential "trocken" durch.


    In die Zylinder würde ich pauschal eine Dose WD40 geben und eine Woche stehen lassen, dann Öl hinter her (das WD 40 ist dann durchgelaufen) und dann von Hand drehen, der Kraftstoff ablassen -nicht pumpen lassen- der hat noch einen Ablass im Tank und den Sprit verschenken.
    Öl raus neues rein und ohne Kerzen mit dem Anlasser drehen lassen bis der Ventilraum voll Öl ist, dabei den Stecker (rot/weiß) von der Zündspule ziehen.


    Dann um die Zündung und K-Jetronic kümmern.
    Gruß
    Jörn

  • okay danke euch.
    Das ist interessant, dass der 244 GLE selten geworden ist, was würde denn optisch einigermaßen gut aussehender mit TÜV bringen können?
    Nur mal so als Frage.
    Den Wagen kann ich von vorne in dieser Garage noch nicht anschauen, aber alles was ich gesehen habe, auch von unten, hatte kaum Rost.
    Lediglich die Bremssättel und Bremsscheiben sind übersät davon. Es würde mich aber irgendwie wundern, wenn da an der Karosserie viel Rost wäre.

  • ...Denn lieber das komplette Teil, so wie es ist, für kleines Geld an einen Enthusiasten oder an einen Ausschlachter verkaufen. ...

    Wobei die Erkenntnis „Motor läuft“ oder wenigstens „Motor dreht“ sich auch da bei der Preisfindung positiv auswirken könnte.


    Grundsätzlich dürfte aber natürlich der Zustand der Karosserie das Hauptkriterium für die meisten sein, ob für einen selbst das Fahrzeug in Frage kommt oder nicht. Beim Rest kommt es sicher auf viele Faktoren an, ob bzw. welchen Aufwand, bei wieviel Vorsicht man bei der (evtl. temporären) Wiederbelebung einzelner Baugruppen selbst betreiben möchte oder kann. Bei 20 Jahre altem Benzin hätte ich (nach eigener Erfahrung) z.B. wesentlich weniger Bedenken, als bei 10 Jahre altem Benzin.


    Viele Grüße, Jörg

  • ...Das ist interessant, dass der 244 GLE selten geworden ist, was würde denn optisch einigermaßen gut aussehender mit TÜV bringen können?
    Nur mal so als Frage. ...

    Die Frage dürfte beim derzeitigen Erkenntnisstand kaum sinnvoll zu beantworten sein, und ist eigentlich auch völlig uninteressant, solange man nicht weiß, welcher Aufwand für eine neue HU notwendig ist.


    Momentan sprechen wir von einem Teileträger mit der Hoffnung, dass sich daraus vielleicht mit wenig Aufwand wieder etwas machen lässt.


    Viele Grüße, Jörg

  • Das verstehe ich nicht ganz. Benzin wird mit der Zeit schlecht, das ist klar, und nach 10 Jahren eigentlich unbrauchbar, aber warum soll es nach weiteren 10 Jahren wieder besser sein???

    Das sind praktische Erfahrungen von mir und von Bekannten. Vermutlich hängt es mit Änderungen der Kraftstoffzusammensetzung zusammen. Besonders "zeitempfindlich" wurde der Kraftstoff mit der Einführung von E5 (nicht E10). Aber auch davor gab es offensichtlich Änderungen. Am "stabilsten" war das alte bleihaltige Benzin - das ist aber länger als 20 Jahre her.


    Viele Grüße, Jörg


    Edit: Ich habe gerade selbst ein Fahrzeug mit LE-Jetronic (Bj. 78) aus dem Dornröschenschlaf geweckt. 1998 das letzte mal getankt, seit dem abgestellt, 10 Jahre definitiv nicht bewegt oder angelassen. Die ESV "hingen" und diverse Benzinschläuche waren völlig porös. Beides behoben läuft der Motor mit dem 20 Jahre alten Benzin völlig problemfrei. Ich hatte eigentlich auch nicht erwartet, dass z.B. die Benzinpumpe nach der Zeit nicht festhängt.

  • Okay, danke.
    Also Thema Rost wird sich erst dann klären können, wenn der Wagen mal raus gerollt wurde und frei steht.
    Anbei ein paar Bilder.
    Bei dem Bild von Hinten hatte ich schon mal ein bisschen sauber gemacht.
    Die Bilder von der Seite hatte ich gemacht, bevor ich ihn sauber gemacht habe an den Stellen, der Lack sah danach fast aus wie neu.


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  • Bitte nicht Gewalt heraus ziehen - einfach die Räder nach einander ab und mit dem Hammer auf die Trommeln schlagen bis sich die Handbremse löst, irgendwann kommt sie. Sonst die Trommeln warm machen und weiter mit dem Hammer.



    Wenn du das nicht machst und sich nur ein Rad löst, drehst du die Ausgleichsräder der Differential "trocken" durch.


    Was genau befürchtest du, wenn sich die Ausgleichsräder im Differential mal ein paar Umdrehungen langsam und ohne nennenswerte Last aufeinander abwälzen und dabei vielleicht nicht perfekt geschmiert sind?
    Ich hätte da keine Bedenken bei.


    Wenn man sich die Bilder anschaut - in so einer vollgepackten Garage würde ich nicht anfangen da erstmal an der Bremse großartig rumzufummeln.
    Und mit dem Hammer auf den Trommeln rumdreschen, bis sich hoffentlich mal etwas löst - da hätte ich mit Rücksicht auf die Radlager schon eher Bauchschmerzen.


    Iceman


  • Der hintere Radlauf auf der Fahrerseite ist offenbar schonmal erneuert worden, oder?
    Insgesamt ist bei den Fotos der erste kleine Eindruck gar nicht so schlecht, finde ich.
    Die hintere Stoßstange sieht noch ungewöhnlich gut aus. Da diese Alustoßstangen ziemlich korrosionsfreudig waren, macht das Hoffnung, dass der Wagen nicht allzu viele Winter mit Streusalz mitgemacht hat und dementsprechend der Karosseriezustand auch vergleichsweise gut sein könnte.


    Innenraum, wie ist der so? Riecht es stark nach Schimmel, oder geht noch? Leider neigen die Innenräume, besonders mit Lederausstattungen, dazu, nach so langen Standzeiten einen deutlichen Schimmelgeruch anzunehmen, der sich auch kaum noch beseitigen lässt.


    Iceman