Es gibt ja viele unterschiedliche Meinungen zum „richtigen“ Motoröl bei den älteren Volvos aus dem letzten Jahrtausend. I.A. kann ich viele auch nachvollziehen und akzeptieren (auch wenn ich persönlich vielleicht anderer Meinung bin), von „für den Rotblock geht jedes heute erhältliche Öl“ über "einfach das billigste Öl was die Mindestnormen erfüllt, dafür sind die Normen ja da" über "Hauptsache ein Öl von einem namhaften Hersteller" ... bis hin zu "ich nehme das neueste Öl, weil das am besten ist". Was ich aber nicht nachvollziehen kann, sind die m.E. ungerechtfertigten pauschalen Bedenken wegen angeblich „zu dünnem Öl“ bei einem guten vollsynthetischen 5W-40 im B2xx bzw. überhaupt bei Autos aus den 80er und 90er Jahren. Klar gibt es qualitativ „eher nicht so hochwertige“ 5W-40, aber das hat ja mit der Winter-Viskosität 5W als solches nichts direkt zu tun, und „eher nicht so hochwertige“ 10W-40 gibt es ja auch. Auch hochwertige vollsynthetische 5W-40 sind teilweise zu einem recht attraktiven Preis-Leistungsverhältnis erhältlich, weil vollsynthetische 5W-40 verbreiteter sind als z.B. vollsynthetische 10W-40, die dann doch oft eher auf den Rennsport ausgerichtet sind (siehe Millers Oils CFS-Serie). Da finde ich es schade, wenn jemand auf ein gutes vollsynthetische 5W-40 verzichtet und dafür ein mittelmäßiges 10W-40 verwendet (was u.U. genauso teuer oder teurer ist), nur weil er denkt, dass ein 5W-40 „zu dünn“ z.B. für seinen 940 ist .
Da allgemeine Aussagen zu 5W-40 oder 10W-40 nur sehr allgemein sein können, vergleiche ich konkret das "megol Super Leichtlauf SAE 5W-40 (vollsynth.)" und das auch gute teilsynthetische „megol Super Performance SAE 10W-40 (teilsynth.)“ vom gleichen Hersteller (Meguin), um zu zeigen, dass sich ein 5W-40 bei der "Dicke" des Öls u.U. im praktischen Fahralltag kaum von einem 10W-40 unterscheidet. Ich schreibe im Folgenden statt der vollständigen Bezeichnung nur noch 5W-40 bzw. 10W-40, meine damit aber immer konkret diese beiden angegebenen Motoröle (und auch keine anderen 5W-40 oder 10W-40 von Meguin).
1. Bei 100 °C Öltemperatur ist das 5W-40 mit 14,5 mm²/s minimal dicker als das 10W-40 mit 14,4 mm²/s. Wenn das Öl noch heißer wird, wird der Vorteil des 5W-40 größer.
2. Für den alltäglichen Kaltstart (in Deutschland) ist m.E. die Viskosität z.B. bei 0 °C interessant. Diese wird von den Ölherstellern i.A. aber nicht veröffentlicht. Veröffentlicht wird (außer dem 100 °C Wert) der 40 °C Wert (da der für den Viskositätsindex verwendet wird). Da hat das 5W-40 90,2 mm²/s und das 10W-40 94,0 mm²/s. Wenn man daraus die Viskosität bei 0 °C berechnet, ergeben sich für das 5W-40 793 mm²/s und für das 10W-40 895 mm²/s. Anschaulicher für einen Vergleich dürfte Tatsache sein, dass praktisch das 10W-40 bei ca. 2 °C die Viskosität hat, die das 5W-40 bei 0 °C hat. Das ist im Alltag kein wesentlicher Unterschied und weit von dem entfernt, was Manche vermuten, bzw. was das ein oder andere Werbevideo suggerieren soll.
3. Erst bei erheblichen Minusgraden ergeben sich größere Unterschiede, dann ist das 5W-40 bei -30°C immer noch „flüssiger“ als das 10W-40 bei -25 °C, also klar im Vorteil.
Das 5W-40 hat von der Viskosität her nur Vorteile, aber wenn man nicht gerade im Winter oberhalb des Polarkreises unterwegs ist, spricht rein von der Viskosität her auch nichts maßgeblich gegen das 10W-40 (bei einem reinen Sommerauto erst recht nicht). Die öfters pauschal geäußerte Meinung, dass das 5W-40 ein zu dünnes Öl für den Rotblock wäre, ist m.E. genauso wenig technisch belegbar wie die, dass das 10W-40 bei einem „0815“ genutzten Volvo „aus dem deutschen Flachland“ zu wesentlich mehr Verschließ führt.
Aber wenn sich die beiden Öle bei der Viskosität nur relativ wenig unterscheiden, welchen Vorteil sehe ich darin das (doch etwas teure) "megol Super Leichtlauf SAE 5W-40 (vollsynth.)" zu verwenden? Zum einen ist das 5W-40 klar im Vorteil, wenn (wie im letzten Winter bei uns) viele Tage lang morgens fast – 20 °C sind. Aber vor allem kommt die Tatsache zum Tragen, dass es sich beim 5W-40 um ein vollsynthetisches Öl handelt, mit entsprechenden Auswirkungen auf die Qualität des Öls. Durch die Datenblätter belegbar ist z.B. der Vorteil beim Verdampfungsverlust (wichtig für den Ölverbrauch). 7% beim 5W-40 sind besser als die 11% beim 10W-40 (die im Vergleich zu vielen anderen Ölen auch noch relativ gut sind). Dass vollsynthetische Öle weniger verschleißen, eine bessere Reinigungswirkung haben, weniger zum verkoken neigen, oft einen besseren Verschließschutz des Motors und weitere Vorteile bieten, ist allgemein bekannt. Aber für ein bestimmtes Öl ist das, für jemand der nicht direkt in einem Öl-Labor oder in der Öl- oder Motorenentwicklung arbeitet, natürlich kaum konkret fassbar bzw. beweisbar – da bewegt man sich (wie so oft beim Motoröl) im Bereich “ich glaube“. Leider, da die Qualität eines Motorenöls vor allem von diesen Dingen maßgeblich bestimmt wird (und nicht von den Viskositäts-Klassen).
Man kann aus dem Vergleich der beiden Meguin-Öle nicht auf einen allgemeinen Vergleich 10W-40 zu 5W-40 schließen. Aussagen zur Qualität und auch zur konkreten Viskosität eines Motoröls sind konkret nur für ein oder mehrere bestimmte(s) Öl(e) machbar. Dass pauschale Bedenken wegen „zu dünnem“ Öl z.B. beim "megol Super Leichtlauf SAE 5W-40 (vollsynth.)" nicht gerechtfertigt sind, sollte aber deutlich geworden sein.
Viele Grüße, Jörg