740 940 redblock: motor verliert öl durch defekte motorentlüftung -- suchanleitung

  • eine kleine anleitung für die anfänger-schrauber. für die "alten hasen" ist das alles bekannt und muss nicht mit ironischen sprüchen kommentiert werden.


    funktionsweise der motorentlüftung:
    die motorentlüftung, auch ölfalle, kurbelgehäuseentlüftung oder ölabscheider genannt, ist eine schwarze box aus kunststoff, die fahrerseitig unter der ansaugbrücke auf höhe von zylinder 4, also ganz hinten, auf den motorblock geschraubt ist. die aufgabe der motorentlüftung ist, den druck, der im kurbelgehäuse durch abgase entsteht, die an den kompressionsringen am kolben vorbeidrückt werden, abzubauen. da die luft im kurbelgehäuse ölhaltig ist, darf diese luft nicht einfach so an die umwelt abgegeben werden, sondern muss dem motor zur verbrennung zugeführt werden. in der motorentlüftung kondensiert das öl, das in der luft enthalten ist, es "regnet also ab" und läuft zurück in den motor. die luft ist jetzt nur noch leicht ölhaltig.
    von der motorentlüftung führt ein stutzen nach oben, beim saugmotor (B200F B230F B230FB etc) sitzt an diesem stutzen das flammsieb in einem gehäuse (das flammsieb ist ein ca 1€-stück großes kunststoffsieb, dass verhindern soll, dass sich eine in der ansaugbrücke bildende flamme (zb durch ein undichtes einlassventil) in das kurbelgehäuse fortpflanzt und die dort brennbaren gase entzündet). dieses gehäuse mit dem flammsieb sitzt zwischen den saugrohren der ansaugbrücke von zylinder 3 und 4. ein unterdruckschlauch ist an dieses gehäuse angeschlossen und führt zu einem nippel der ansaugbrücke.


    beim turbomotor (B200FT B230FT B230FK etc) gibt es dieses flammsieb und das zugehörige gehäuse dafür nicht, stattdessen ist ein y-verteiler verbaut. der eine abgang ist fingerdick, hier verläuft ein schaumstoffummantelter schlauch quer über den motor in den ansaugschlauch, der vom luftfilterkasten zum turbolader geht.
    der andere abgang am y-verteiler ist für einen kleinen unterdruckschlauch, der wie beim saugmotor direkt an einen der nippel an der ansaugbrücke geht.


    prüfen der motorenlüftung:
    den motor starten, dann den öleinfülldeckel abschrauben und locker wieder auflegen. tanzt er regelrecht auf dem ventildeckel herum, ist die motorentlüftung defekt, der druck im motor wird nicht abgesaugt, sondern entweicht nach oben und drückt sich am öleinfülldeckel vorbei, er tanzt und springt wild herum.
    wird der öleinfülldeckel angesaugt und man muss sogar einen kleinen widerstand überwinden, um den öleinfülldeckel abzuziehen, ist die motorentlüftung in ordnung.


    meiner erfahrung nach tanzt der öleinfülldeckel bei jeden 3. volvo redblock. der druck wird dann nicht ausreichend abgebaut, er entweicht dann an simmerringen, gummidichtungen, oder sonst wo, dabei wird öl mitgerissen und der motor verliert öl. das kann so weit gehen, dass ein simmerring komplett herausgedrückt wird, dann hat man richtig sauerei.


    vorgehen:
    wenn der deckel tanzt, sollte beim saugmotor als erstes das flammsieb ausgebaut werden. dazu das gehäuse einfach abziehen. der unterdruckschlauch, der an das gehäuse herangeht, ist meistens durch die ölhaltige luft steinhart und sollte ersetzt werden. ich verwende hierfür silikonschläuche, die härten nicht aus.
    das gehäuse kann auseinandergezogen werden, hier drin befindet sich das flammsieb. man kann es gegen das licht halten, wenn man durchsehen kann und es sauber ist, kann es als fehlerquelle ausgeschlossen werden. oftmals ist es mit schwarzer ölkohle zugesetzt (hier sollte man sich fragen, warum dies der fall ist. das passiert nur durch schlechte ölqualität und durch überzogene ölwechselintervalle).
    nun sollte man sich das gehäuse des flammsiebes ansehen, der kleine anschluss für den unterdruckschlauch sollte frei sein und nicht mit ölkohle zugesetzt. ganz oft ist der anschluss komplett dicht. ich verwende dafür immer einen kleinen bohrer und bohre den dreck einfach weg. danach das gehäuse mit bremsenreiniger oder anderem geeignetem reiniger säubern, das flammsieb sowieso, auch wenn es noch durchlässig ist.


    beim turbomotor gibt es dieses flammsiebgehäuse nicht, stattdessen einen einfachen y-verteiler. als erstes wird der schaumstoffummantelte schlauch abgezogen, der zwischen saugrohr 3 und 4 auf den verteiler gesteckt ist. nun kann der verteiler von der motorentlüftung abgezogen werden, der unterdruckschlauch, der an den kleinen abgang geht, wird vermutlich auch steinhart sein, also ersetzen.
    auch hier den anschluss für den unterdruckschlauch auf durchlässigkeit prüfen und wenn nötig, aufbohren und dann reinigen.


    wenn hier alles sauber war, der öleinfülldeckel aber dennoch tanzte, sollte nun die motorentlüftung selber ausgebaut werden. wenn man doktor der gynäkologie ist, kann man die sicherlich auch ohne demontage der ansaugbrücke ersetzen, ich kann es nicht.
    also demontieren:
    -stecker der einspritzventile abziehen
    -die drei schrauben für das einspritzrail lösen, 3x schlüsselweite 10. achtung: unter der vordersten beim benzindruckregler befindet sich ein distanzstück zwischen rail und ansaugbrücke, das fliegt gerne weg beim rausziehen der schraube.
    -das rail vorsichtig abhebeln, dabei darauf achten, dass es sich nicht verbiegt (durch dieses unachtsame verbiegen ist mir mein erster volvo abgebrannt!), das rail kann nun beiseitegelegt werden.
    -ansaugschlauch bzw ladeluftschlauch demontieren
    -schläuche der tankentlüftung lösen (die kann man auch mal erneuern, die sind oft sehr porös)
    -von unten kommt ein halter an die ansaugbrücke, hier ist auch das massekabel vom generator befestigt, schlüsselweite 12
    -schlauch vom leerlaufsteller abziehen
    -gaszug aushängen, dann entweder den halter des gaszugs abschrauben oder einfach den splint nach oben wegziehen und den gaszug herausziehen (achtung! meiner erfahrung nach bammelt er dann frei herum und strebt immer wieder zur plusleitung vom generator. die schutzkappe für den plusanschluss fehlt ja oftmals schon. also entweder den gaszug gut weglegen oder die batterie abklemmen.)
    -8 muttern der ansaugbrücke, schlüsselweite 13, lösen
    -ansaugbrücke abziehen
    -(jetzt kann man sich auch gleich den leerlaufsteller angucken, ihn ggf reinigen und schmieren, die drosselklappe ausbauen und reinigen, unterdruckleitungen erneuern etc. wenn man schonmal so schön überall rankommt, sollte man überlegen, ob man ein paar verbundarbeiten erledigt. sicher kann man das auch ohne demontierte ansaugbrücke erledigen, aber jetzt ist es alles einfacher. gerade bei fahrzeugen mit abgasrückführung sind die unterdruckschläuche oftmals sehr porös und können jetzt leicht ausgetauscht werden)
    -an der motorentlüftung ist der kabelbaum entlanggelegt. man kann ihn wegschrauben oder dran lassen, je nachdem, wie man rankommt.
    -die motorentlüftung ist mit zwei schrauben, schlüssenweite 12, von OBEN am block festgeschraubt. an die hintere kommt man problemlos heran, um an die vordere heranzukommen, muss entweder der kabelbaum weggeschraubt werden oder man biegt den halter etwas nach vorne. wenn eine abgasrückführung verbaut ist, nervt diese zusätzlich dort unten herum, aber man kommt schon an die schraube heran.
    -wenn die schrauben demontiert sind, kann der haltebügel weggezogen werden und die motorentlüftung kann nach oben abgezogen werden.
    -man kann die entlüftung reinigen, also über nacht in benzin einlegen oder in diesel. ich persönlich habe damit schlechte erfahrungen gemacht, weil sich große partikel gelöst haben, aber nicht herauskamen. beim schütteln hat sich die entlüftung wie eine keksdose angehört. ich kaufe die entlüftung nur als neuteil. achtung: der dichtring ist bei der entlüftung nicht dabei und muss extra gekauft werden. dies ist auch sinnvoll, da dieser o-ring für viele ölende motoren verantwortlich ist.
    -es macht sinn, den dichtring für den peilstab auch neu zu kaufen, also für das metallrohr, in dem der peilstab geführt wird.
    -der einbau und die montage erfolgt in umgekehrter reihenfolge und sollte selbsterklärend sein.
    -ich verweise bei der montage des einspritzrails nochmal darauf, dass unbedingt darauf geachtet werden muss, dass das rail gerade ist und nicht beim herausziehen krumm gebogen wurde! gibt es bei der montage des rails probleme, muss penibel darauf geachtet werden, dass alle einspritzventile in ihren dichtringen in der ansaugbrücke sitzen!
    -bevor die drei schrauben mit schlüsselweite 10 angesetzt werden, kann gleich die kontaktfläche für die massekabel blank geschmirgelt werden.
    -wenn alles montiert ist, den motor starten und den öleinfülldeckel locker auflegen. jetzt sollte er schön angesaugt werden und nicht mehr tanzen.


    viel erfolg! cool


    gruß
    sebastian

  • Hmm -- und wenn wie so oft der Ansaugstutzen an der Ansaugbruecke zu ist, -- dann ist der ganze Zinober mit Ölfalle ausbauen um sonst gewesen.


    -- also: den kleinen Plastikschlauch am Y Stück abziehen und Finger drauf bei laufendem Motor.
    ist da Unterdruck da, dann Y Stück ausbauen und schauen ob das zu ist.
    Ist da kein Unterdruck da: dann diesen kleinen Schlauch an Stutzen am Ansaugbrücke abziehen und dort mal Finger drauf bei laufendem Motor, -- ist da Unterdruck, dann ist der kleine Schlauch futsch -- ist da kein Unterdruck, dann ist der Stutzen zu, -- ausbauen und säubern.
    Das ist es dann auch meistens schon.

    940 classic cd limo 1997
    Bissele optimiert


    AVATAR:
    Volvo verschlimmbessert: Links B23 (1982) Rechts B230 (1992)

  • Danke für die tolle Anleitung, was ich noch anmerken möchte aus eigener Erfahrung:
    Sprüht die Schrauben einige Tage vorher mit Rostlöser/Kriechöl ein damit die nicht abreißen, besser noch wenn
    der Elch nicht benutzt wird ein Tuch damit tränken und um die Schrauben legen.
    Mir sind bei der Aktion (Nur Drosselklappe) 3 Schrauben abgerissen (Leerlaufsteller und Winkelmesser), ausgebohrt
    und neues Gewinde rein...kann man sich meistens sparen mit Rostlöser/Kriechöl.
    Drosselklappe und Stutzen/Schläuche sollte man bei der Aktion eh reinigen kommt ´ne Menge Koks raus.


    Grüße
    Stefan

  • Hallo. .. Wirklich gut beschrieben. .


    Da ich meinen 240er erst seit ein Jahr hab,habe ich mir auch noch keine Gedanken gemacht das die Kurbelwellengehäuseentlüftung dicht sein kann. .


    Habe ich heute geprüft.. Und der Deckel springt und saugt nicht an.


    Habe das Flammsieb draußen gehabt und die Schläuche, aber alles Sauber und Schläuche nicht verstopft. Und der Messingnippel an der Ansaug bröckelt saugt kräftig. Dann hab ich mal an den Schlauch gesaugt (der von unten von der Motorentlüftung kommt) musste natürlich ein Stück Gartenschlauch als Verlängerung nehmen.
    Da ist auch freier Durchgang also es geht Luft durch.


    Ist denn trotzdem die Motorentlüftung defekt? ??


    Muss aber hinzufügen das ich keinerlei ölverlust oder Ölverbrauch hab .


    Mfg Marco

  • also ich kenne es von sauber funktionierenden entlüftungen so, dass der deckel regelrecht angesaugt wird. ggf etwas gas geben, spätestens da sollte er angesaugt werden.


    wenn der deckel regelrecht springt, herrscht ja überdruck im motor, der über den deckel entweicht. dann ist definitiv irgendwas im argen. alternativ: der motor ist dermaßen verschlissen, dass mehr abgase an den kolbenringen vorbeidrücken, als die entlüftung loswerden kann. das ist aber nur eine persönliche vermutung.

  • mit Gas geben habe ich es jetzt noch nicht probiert. . Morgen werde ichs gleich versuchen


    Bei dem Typ in diesem Video ist es genauso wie bei mir im leerlauf.. Und er sagt es ist okay aber wenn er Gas gibt hört er auf zu wackeln


    Externer Inhalt youtu.be
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.




    Das der Motor verschlissen ist glaub ich nicht bei 160000km ..